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News & Artikel

Zum Thema grenzüberschreitende Versorgung

Eine Prise Idealismus und viel Ausdauer – Ein Porträt über das SEEK-Projekt, das eine grenzüberschreitende Versorgung von Epilepsiepatienten möglich macht

| Patientenmobilität

Idealismus ist es, was Herrn Professor Steinhoff, Ärztlicher Direktor im Epilepsiezentrum Kehl-Kork, und Professor Hirsch, Neurologe in den Uniklinken Straßburg dazu bewegt hat, eine Kooperation in die Wege zu leiten und gemeinsam Epilepsiepatientinnen und –patienten zwischen Straßburg und der Ortenau medizinisch zu versorgen. Was den Aufbau der Zusammenarbeit angeht, war das Kalkül der beiden Epilepsieexperten zugleich simpel und genial: Die beiden Behandlungszentren in Kehl und Straßburg liegen nur wenige Kilometer voneinander entfernt, geografisch gesehen befinden sich beide am Rande der Republiken und in einiger Entfernung zu anderen hochspezialisierten Kliniken. Was könnte in einer solchen Situation näher liegen als zu kooperieren und so ein Stück weit Europa zu leben?

Der persönliche Kontakt zählt

„Die Welt der Epilepsie ist klein“, erzählt Professor Steinhoff lachend. Von diversen Fachkongressen waren sich die beiden Professoren bereits seit vielen Jahren vertraut. Das gemeinsame Forschungsinteresse gab schließlich den Anlass zum ersten gemeinsamen Projekt: Einen wissenschaftlichen Artikel veröffentlichten sie im Jahr 2000 und von da an folgte ein intensiver Austausch der beiden Spezialisten, der 2006 in die Organisation eines gemeinsamen Kongress im Palais de Congrès in Straßburg mündete.

Bestärkt in ihrem Vorhaben zusammenzuarbeiten, wurden beide Fachärzte von ihren Teams, von denen einige auf der anderen Seite der Grenze wohnhaft sind oder beide Sprachen sprechen. „Wir haben im Epilepsiezentrum viele Kollegen aus Frankreich, die in Kehl arbeiten. Unsere leitende Oberärztin und auch eine Neuropsychologin sind zum Beispiel komplett zweisprachig. Wir mussten daher gar nicht viel in den Erwerb von Sprachkenntnissen investieren, das Potential war einfach automatisch gegeben“, erklärt Steinhoff.

Ein langer Weg zur grenzüberschreitenden Gesundheitsversorgung

Die Unterstützung durch das Team konnten die beiden Professoren gut gebrauchen – denn der Weg hin zu einem vertraglichen Rahmen, auf dem die Kooperation aufbauen konnte, war nicht immer einfach. „Wir haben 2007 über das Programm Interreg IV eine Förderung erhalten, die enorm hilfreich war, um das Projekt vorzubereiten und Fallkonferenzen zu organisieren. Es hat sich dann schnell herausgestellt, dass es zumindest zu diesem Zeitpunkt nicht möglich war, ein binationales Epilepsiezentrum zu gründen, da die Verwaltungssysteme einfach zu unterschiedlich sind“, so Steinhoff. Das INTERREG-Projekts SEEK (Straßburg Epileptologie Eurodistrikt Kork) hatte daher vorrangig zum Ziel, Synergien zu schaffen, was die hochspezialisierte Versorgung der Epilepsiepatientinnen und –patienten angeht. So werden heute bei bestimmten Patientengruppen Teile der Behandlung in Kehl und andere in Straßburg durchgeführt. Die behandelten Patientinnen und Patienten profitieren dabei von den jeweiligen Spezialisierungen der Kliniken, so ist die Kehler Epilepsieklinik beispielsweise auf den Bereich der Epilepsie-Chirurgie spezialisiert, während die Uniklinik in Straßburg eine spezielle Expertise im Bereich Neurostimulation entwickelt hat.

Da die Behandlung auf beiden Seiten der Grenze hochwertig ist und Patientinnen und Patienten dank der Kooperation längere Anfahrtswege erspart bleiben, finden die meisten die Möglichkeit, Teile der Behandlung grenzüberschreitend wahrzunehmen, toll. „Viele erfahren von der Kooperation der beiden Kliniken über Mund-zu-Mund-Propaganda oder über ihren Arzt, der sie behandelt. Sie werden dann bei ihrer Behandlung von ihren Familien begleitet, die ebenfalls die kürzeren Anfahrtswege schätzen“, erklärt der ärztliche Direktor in der Epilepsieklinik.

Wenngleich es die Patienten erfreut, wenn sie nur kurz über die Grenze fahren müssen, um ihre Behandlung wahrzunehmen, bestehen laut Professor Steinhoff weiterhin Probleme, insbesondere bei der Abrechnung. Auf die Frage, was er sich persönlich für die grenzüberschreitende Zusammenarbeit im Gesundheitsbereich wünscht, antwortet er zum Ende des Gesprächs: „Aus eigener Erfahrung kann ich sagen, dass es immer noch sehr kompliziert ist, im Gesundheitsbereich grenzüberschreitend zu arbeiten. Die Finanzierung für jede grenzüberschreitende Behandlung muss in der Regel von Fall zu Fall geprüft werden. Ich würde mir daher wünschen, dass es für Gesundheitsakteure in Zukunft leichter wird zu kooperieren. Man sollte sich nicht entmutigen lassen, den Idealismus beibehalten und pragmatisch denken.“

Das SEEK-Projekt hätte es jedenfalls nicht ohne die langjährige Arbeit der vielen beteiligten Mitarbeiter der Epilepsiekliniken gegeben. Sie haben gezeigt, dass es zwar mühsam sein kann, eine grenzüberschreitende Krankenhauskooperation aufzubauen, es sich aber auf jeden Fall lohnt, auch im Gesundheitsbereich Grenzen zu überwinden und dadurch das Leben für einige Epilepsie-Patientinnen und Patienten vor Ort einfacher zu machen.

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