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News & Artikel

Zum Thema Ausbildung des Gesundheitspersonals

Auf einen Kaffee mit dem HOPE-Austauschhospitant Mathias Rechsteiner

| Ausbildung

Auch nach einigen Jahren im Berufsleben kann es sich lohnen, über den Tellerrand hinaus zu schauen, dachte sich Mathias Rechsteiner, betriebswirtschaftlicher Leiter im Kantonsspital Winterthur. Nachdem er bereits Fach- und Führungskräfte aus vielen europäischen Ländern in seiner Fachabteilung empfangen konnte, ist bei ihm der Wunsch entstanden, ebenfalls für ein paar Wochen Auslandsluft zu schnuppern. Das Austauschprogramm der European Hospital and Healthcare Federation (HOPE) hat den gelernten Kaufmann und studierten Volkswirt schließlich für eine vierwöchige Hospitation in die Uniklinik Straßburg entsendet. Ziel des Programms ist es, erfahrenen Führungskräften im Gesundheitswesen einen europaweiten Austausch zu ermöglichen.

Was hat Sie dazu motiviert, vier Wochen in der Uniklinik in Straßburg zu hospitieren?

Nachdem ich bereits einige Schweizer Spitäler kennenlernen durfte, fand ich es spannend, einmal zu erleben, wie in anderen Ländern Krankenhäuser organisiert sind. Meine Wahl ist letztendlich auf Frankreich gefallen, da das Land für mich in vielerlei Hinsicht interessant ist. Es gibt zum Beispiel kulturell gesehen eine ganz andere Art der Führung im Krankenhaus, als das in der Schweiz der Fall ist. Außerdem ist es für mich aus schweizerischer Sicht von Interesse zu sehen, wie ein anderes Land mit dem Kostendruck im Krankenhaussektor umgeht. Darüber hinaus kannte ich Frankreich bisher nur oberflächlich als Tourist. Es war für mich immer ein Reiseziel, aber kein Arbeitsort. Von daher ist es für mich sehr aufschlussreich, einmal längere Zeit in dem Land zu verbringen, dort wirklich zur Arbeit zu gehen und Kontakte zu anderen Krankenhausmitarbeitern zu knüpfen.

Wenn Sie bisher Frankreich eher touristisch bereist haben, konnten Sie sicherlich die ein oder anderen praktischen oder kulturellen Unterschiede bei der Arbeit oder in der Freizeit erkennen….

Im CHU in Straßburg funktionieren natürlich viele Dinge anders als ich es aus Winterthur gewohnt bin, zum Beispiel betrifft das die Logistik oder die Hilfsmittel, die bei der Arbeit verwendet werden. Spannend waren auch die kleinen Unterschiede in der Gestaltung der Innenräume im Krankenhaus, wie die Tatsache, dass in Straßburg ein Snackautomat im Notfallbereich platziert ist. Interessant finde ich auch, wie unterschiedlich größere Bauprojekte gehandhabt werden – es ist beeindruckend, wie in Hautepierre ein neuer Krankenhauskomplex aus kleinen Pavillons entsteht und das auf grüner Wiese.  Ein weiterer Unterschied liegt natürlich in den Arbeitsbedingungen. In der Schweiz gibt es offiziell eine 42-Stunde-Woche, in Frankreich sind es 35 Stunden. Generell ist Frankreich sehr viel arbeitnehmerfreundlicher. Ich habe zum Beispiel mitbekommen, wie in Frankreich gestreikt wurde. Das wäre in der Schweiz unvorstellbar (er lacht). In Frankreich gibt es kulturell bedingt viel mehr Verständnis für Streiks.

Neben all diesen kleineren und größeren Unterschieden: Was nehmen Sie aus dem Aufenthalt mit?

Fachlich gesehen habe ich Einblicke in eine andere Krankenhausorganisation erhalten. Ich habe dann festgestellt, dass es ebenso funktioniert, wenn etwas anders organisiert ist und dass es für die Abläufe im Krankenhaus das Wichtigste ist, dass die Kommunikation stimmt. Meiner Ansicht nach wird der Schlüssel für eine gute Zusammenarbeit nicht auf dem Papier gelöst, sondern durch Menschen, die Brücken schlagen und Verständnis haben für andere Fachbereiche.

Haben Sie im Rahmen des HOPE-Austauschprogramms auch andere Hospitanten kennengelernt?

Im Kantonsspital Winterthur haben wir jedes Jahr Hospitanten empfangen. Fach- und Führungskräfte aus Estland, Portugal, Spanien Finnland, Schweden und Holland waren da dabei. Ich bin mit vielen persönlich und fachlich ins Gespräch gekommen. In den Gesprächen habe ich viel Neues erfahren und es hat mir oft geholfen, unbewusste Vorurteile abzubauen. Außerdem habe ich dank der vielfältigen Begegnungen selbst Lust bekommen, ins Ausland zu gehen.

Dann habe ich mich beim HOPE-Programm beworben und bin selbst Teilnehmer geworden. Zu Beginn meines Aufenthalts hatte ich dann die Gelegenheit, alle Teilnehmenden kennenzulernen, die ihre vierwöchige Hospitation in Frankreich verbringen. Wir haben uns mit allen Incomings in Paris getroffen und tauschen uns seitdem intensiv über Whattsapp-Chats und Facebook aus. Man hat sich viel zu sagen, wenn man in einem ähnlichen Bereich arbeitet und jeder darüber hinaus die Perspektive aus seinem Herkunftsland mitbringt.

Würden Sie Ihren Kollegen das HOPE-Austauschprogramm weiterempfehlen?

Ja, auf jeden Fall. Es ist sehr spannend über das eigene System zu reflektieren und gleichzeitig die anderen Systeme verstehen zu lernen.

Besonders interessant ist außerdem die Begegnung mit den anderen Teilnehmenden und der Erfahrungsschatz der anderen, da die Gruppe insgesamt ziemlich durchmischt ist, was das Alter angeht. Viele der Teilnehmenden sind zwischen 25 und 35 Jahre alt. Danach ist es für viele, insbesondere wenn sie eine Familie gründen, schwieriger ins Ausland zu gehen. Die Altersgruppe über 50 ist dann aber wieder stärker unter den Austauschhospitanten vertreten. In meinem Fall war es günstig, dass mich meine Familie während der vier Wochen in Straßburg begleiten konnte und wir so gemeinsam das Elsass entdecken konnten. Wir haben in Straßburg und in der Region viel kennengelernt und sind zum Beispiel gemeinsam die Weinstraße entlang gefahren. Toll war auch, dass das CHU uns für die Zeit der Hospitation eine Wohnung zur Verfügung gestellt hat.

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