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Wie sich unsere Nachbarn auf Rekordtemperaturen vorbereiten

Schlafstörungen, verminderte Leistungsfähigkeit, Ozonbelastung, Sonnenstiche und Hitzschläge – Hitze birgt vielfältige gesundheitliche Risiken. Der Klimawandel macht erforderlich, dass sich nun auch Länder in Mitteleuropa an Tropennächte und langanhaltende Hitze gewöhnen müssen. Ein Blick zu unseren Nachbarn zeigt, welche Maßnahmen bereits jetzt ergriffen werden, um Bürger vor Hitze zu schützen.

Der französische Plan für den kühlen Kopf

Der Rekordsommer 2003 hat Frankreich nicht nur ins Schwitzen gebracht, sondern auch rund 15.000 Personen das Leben gekostet – und das allein in den ersten beiden Augustwochen 2003. Grund zu handeln für den französischen Staat, dessen Gesundheitsministerium seither jährlich einen Aktionsplan zur Hitzeprävention anordnet. Der sogenannte „plan canicule“ sieht ein vierstufiges Hitze-Warnsystem in Form einer Ampel vor und delegiert konkrete Handlungsanweisungen an die regionalen Gesundheitsverwaltungen („Agence régionale de santé“) und die kommunale Ebene.

Dabei gilt die erste Warnstufe grundsätzlich ab dem ersten Juni und endet zum ersten September. Bürger erhalten in diesem Zeitraum über eine national erreichbare Hitze-Hotline Tipps zum Verhalten bei Extremtemperaturen. Gleichzeitig sind Gesundheitsverwaltungen dazu verpflichtet, Bürger im Rahmen von Informationskampagnen für die hitze- und UV-bedingten gesundheitlichen Folgen zu sensibilisieren. Sie stellen sicher, dass öffentliche Einrichtungen Maßnahmen zur Hitzeprävention in die Wege leiten. Es wird unter anderem geprüft, ob in Obdachlosenheimen zusätzliche Kapazitäten verfügbar sind und ob Pflegeheime, Krippen und Schulen Erfrischungsmöglichkeiten, beziehungsweise gekühlte Aufenthaltsräume anbieten können.

Eine besondere Rolle spielt der Bürgermeister bei der Hitzebekämpfung: Er ist dazu verpflichtet, einen Hitze-Referenten zu ernennen. Und führt ein Register über besonders gefährdete Personengruppen wie beispielsweise ältere allein stehende Menschen. Wenn die Temperaturen im Laufe des Sommers steigen, wird so gewährleistet, dass diese regelmäßig Besuch von Betreuungsdiensten oder Vereinen erhalten.

Werden die Hitzewarnstufe orange und rot erreicht, sind öffentliche Radio- und Fernsehsender zudem dazu verpflichtet, Hitze-Spots des Gesundheitsministeriums auszustrahlen, das Personal in Krankenhäusern und Pflegeinrichtungen wird aufgestockt und der Premierminister kann einen Krisenstab ausrufen. Der Premierminister auf nationaler Ebene, beziehungsweise der Bürgermeister vor Ort, können alle ihnen zur Verfügung stehenden Mittel aktivieren, um hitzebedingte Gesundheitsrisiken in der Bevölkerung abzuwenden.

Deutschland und die Schweiz: Hitzeprävention im Rahmen der Klimaanpassung

Anders als in Frankreich gibt es in Deutschland und der Schweiz keine harmonisierte Strategie für den Umgang mit der Hitze. Das liegt an der Kompetenzverteilung zwischen Bund und Kantonen, beziehungsweise Bund und Ländern.

Das Thema ist aber dafür nicht weniger aktuell: Es wird vielmehr eher auf kantonaler oder Landesebene angegangen. So informiert beispielsweise beim Gesundheitsdepartement Basel-Stadt der Kantonsarzt über die Auswirkungen der Hitze auf die Gesundheit, in Deutschland sind es vor allem die Landesgesundheitsämter und Landesministerien, die Empfehlungen zum Umgang mit der Hitze aussprechen. Spitzenreiter in der Hitzeprävention sind außerdem viele Städte. Vorne dabei ist Karlsruhe, das Ideen- und Kooperationsbörsen zur Klimaanpassung organisiert und eine eigene Anpassungsstrategie entwickelt hat. Die Kantone Waadt, Genf und Tessin setzen bei großer Hitze sogenannte Hitze-Buddys ein, die sich bei älteren Menschen erkundigen, ob diese genügend trinken.

Doch auch auf Bundesebene bewegt sich etwas: In der Schweiz hat der schweizerische Bundesrat eine Anpassungsstrategie an den Klimawandel entwickelt, in Deutschland hat das BMUB 2017 Handlungsempfehlungen für die Erstellung von Hitzeaktionsplänen zum Schutz der menschlichen Gesundheit angefertigt.

Das Thema bleibt vielversprechend. Denn Hitzewellen wie im Juni dieses Jahres werden in Zukunft auch in unseren Breitengraden häufiger vorkommen. Nicht jedes Land begegnet jedoch den steigenden Temperaturen mit den gleichen Mitteln. So muss sich der Oberrhein zum Teil erst noch auf die extremen Wetterphänomene einstellen. Das durch den EFRE-Fonds geförderte INTERREG-Projekt TRISAN fördert den Erfahrungsaustausch der Gesundheitsakteure am Oberrhein.

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