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Was erwarten Medizinstudierende von ihrem Beruf? Ergebnisse einer Befragung in Deutschland, Frankreich und der Schweiz

Die Vereinbarkeit von Familie und Beruf steht beim ärztlichen Nachwuchs in allen drei Ländern ganz oben auf der Prioritätenliste. Unterschiede gibt es laut Studie unter anderem bei den Präferenzen zur Niederlassung und der Mobilität.

Seit 2010 wird der ärztliche Nachwuchs in Deutschland alle vier Jahre zu seinen beruflichen Wünschen und Erwartungen befragt. Bei diesem „Berufsmonitoring Medizinstudierende“ handelt es sich um ein Gemeinschaftsprojekt von Kassenärztlicher Bundesvereinigung (KBV), Medizinischem Fakultätentag, der Bundesvertretung der Medizinstudierenden in Deutschland und der Universität Trier.

Im Juni 2022 fand die vierte Online-Befragung statt, bei der erstmals auch Studierende aus Frankreich und der Schweiz einbezogen wurden. In Deutschland haben 8.600 und damit ca. 12 % aller Medizinstudierenden teilgenommen, in den beiden Nachbarländern nur jeweils rund 330 (328 in Frankreich und 330 in der Schweiz). Trotz der zum Teil sehr kleinen Stichproben zeigen die Ergebnisse einige interessante Tendenzen, die im Folgenden vorgestellt werden sollen.
 

Studierende aus Deutschland und der Schweiz haben ähnliche Erwartungen

In allen drei Ländern ist den befragten Studierenden die Vereinbarkeit von Familie und Beruf am wichtigsten. Darauf folgt – zumindest in Deutschland und in der Schweiz – der Wunsch nach geregelten und flexiblen Arbeitszeiten. Für die französischen Studierenden ist hingegen die Kenntnis der Krankheitsgeschichte und der Lebensumstände der Patient*innen sowie die Arbeit in einem ärztlichen Team relevanter.

Das Bedürfnis nach einer eigenen Praxis ist unter den Befragten aus allen drei Ländern am niedrigsten. Dennoch können sich jeweils rund drei Viertel der Studierenden eine Niederlassung vorstellen, wobei die fachärztliche Versorgung länderübergreifend deutlich attraktiver ist als die hausärztliche Versorgung. Nur in Frankreich fällt dieser Unterschied geringer aus.

Eine Anstellung im ambulanten oder stationären Bereich ist in allen drei Ländern für mehr als 90 % der Befragten eine Option. Im Gegensatz zum ärztlichen Nachwuchs in Deutschland scheint eine angestellte Tätigkeit im Krankenhaus für die Befragten in Frankreich und der Schweiz attraktiver.
 

Nur wenige können sich eine Tätigkeit im Ausland vorstellen

Die Medizinstudierenden wollen in allen drei Ländern am ehesten in ihrem Heimatbundesland bzw. in der Region rund um die Universität oder in der näheren Heimatregion arbeiten. In Deutschland ist die Bereitschaft in einem anderen Bundesland zu leben und zu arbeiten rückläufig und auch der Wunsch ins Ausland zu gehen hat in den letzten Jahren abgenommen. Die französischen und schweizerischen Studierenden stehen einer Mobilität wiederum aufgeschlossener gegenüber: Dies umfasst sowohl die Bereitschaft, in einer anderen Region des eigenen Landes oder aber auch im Ausland tätig zu werden.

Ländliche Regionen sind der Befragung zufolge als Arbeitsort vor allem in Deutschland unbeliebt, wohingegen sich rund 70 % der französischen und 75 % der schweizerischen Studierenden eine spätere Tätigkeit auch in kleinen Landgemeinden (bis 5.000 Einwohner*innen) vorstellen können.

Wer in Deutschland Medizin studiert und sich grundsätzlich für eine Beschäftigung im Ausland interessiert, für den sind vor allem die Schweiz und Österreich, aber auch Schweden und Kanada attraktiv. Zu den beliebtesten Zielländern der mobilitätswilligen Studierenden aus Frankreich zählen zwei französischsprachige Länder: Kanada und die Schweiz. Und über 40 % der schweizerischen Befragten würden sich – zum Zeitpunkt der Befragung – für Kanada, Deutschland, die USA oder Großbritannien entscheiden.
 

Die ausführlichen Ergebnisse des vierten Berufsmonitorings sollen Anfang 2023 erscheinen. Einen ersten Überblick bietet die anlässlich der Studienvorstellung am 11. Oktober 2022 gezeigte Präsentation. Die Ergebnisse der Vorjahre finden Sie auf der Webseite der KBV.

Video der Studienvorstellung am 11.10.2022 mit anschließendem Fachgespräch

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