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Interview mit Peter Zeisberger

Peter Zeisberger, Abteilungspräsident der Abteilung Wirtschaft, Raumordnung, Bau-, Denkmal- und Gesundheitswesen des Regierungspräsidiums Karlsruhe hat sich über viele Jahre hinweg intensiv für die grenzüberschreitende Zusammenarbeit im Gesundheitswesen engagiert. Am 31. Januar 2024 fing sein wohlverdienter Ruhestand an. Es war für uns die Gelegenheit mit ihm über die grenzüberschreitende Gesundheitskooperation und -versorgung am Oberrhein zu sprechen.

Sie haben sich in den letzten Jahren sehr stark für die Intensivierung der grenzüberschreitenden Gesundheitskooperation am Oberrhein engagiert. Warum ist aus Ihrer Sicht die Gesundheitskooperation so wichtig?

Gesundheitskooperationen stellen zunächst einmal eine Chance dar, wie z.B. im Nachbarland im Supermarkt einzukaufen oder gut essen zu gehen. Das ist ein Vorteil, der aus meiner Sicht durchaus mehr genutzt werden könnte. Gesundheitskooperationen werden darüber hinaus aber nahezu zwingend, wenn sich, wie die Pandemie gezeigt hat, Notsituationen ergeben und wir durch eine Kooperation die Versorgung aufrechterhalten und Menschen retten können. Viren machen an keiner Grenze halt und das wird auch in Zukunft so sein. Wirtschaftlich kommen die Gesundheitssysteme durch den demographischen Wandel zunehmend unter Druck. Das spüren wir heute bereits bei der Hausarztversorgung und dies wird sich auch bei der stationären Versorgung in den nächsten Jahren einstellen. Die Zusammenarbeit zwischen Krankenhäusern in der Nähe der Grenze kann einen signifikanten Beitrag zur Aufrechterhaltung der Gesundheitsversorgung in grenznahen Gebieten leisten.

Wenn Sie auf die letzten 15 Jahren Gesundheitskooperation am Oberrhein zurückblicken: welche Bilanz ziehen Sie? Was hat aus Ihrer Sicht gut funktioniert? Wo waren wir weniger gut? Welche Projekte und Initiativen waren für Sie besonders markant?

Wir haben am Oberrhein drei gut funktionierende Gesundheitsversorgungen. Darauf kann man sehr gut aufbauen und wir können viel voneinander lernen. Sehr gut ist dies im Bereich der Gesundheitsförderung und Prävention gelungen. Wir haben alle das Problem, dass wir nicht nur älter, sondern gesünder älter werden sollten, auch um die Gesundheitsversorgung noch bezahlbar zu halten. Der Erfahrungsaustausch ergab viele Gemeinsamkeiten, interessante unterschiedliche Ansätze zur Lösung aber auch Problemstellungen wie bei grenzüberschreitenden Pflegeleistungen. Wir haben uns bereits vor vielen Jahren mit dem sich abzeichnenden Mangel an Pflegekräften, der gegenseitigen Angst vor der Abwerbung von Pflegkräften bis hin zur Frage einer abgestimmten Ausbildung für Notsituationen auseinandergesetzt. Das Thema ist wichtig und wird auch in den nächsten Jahren die Tagesordnung mitbestimmen. Unmittelbar wichtig für unsere Bürger waren die Rettungsdienstabkommen, die wir zum Abschluss bringen konnten. Die ganze Tragweite der Kooperation zeigte sich während der Pandemie. Wir konnten in vielen Telefonkonferenzen aufzeigen, welche Konsequenzen sich aus den nationalen Regelungen für den Grenzraum ergaben und wir konnten Erleichterungen wie die 24 Stunden Regelung auf den Weg bringen. Die Übernahme von Patienten während der Pandemie ist für mich eines der schönsten Beispiele für unsere Gesundheitskooperation.

In den Jahren 2014-2016 haben Sie maßgeblich zur Entstehung von TRISAN beigetragen. Wie kam die Idee zustande und worin liegt aus Ihrer Sicht der Mehrwert von TRISAN?

Wir haben alle erstaunlich gefestigte Ansichten, wie was im Nachbarland funktioniert und legen dies unseren Überlegungen zu Grunde. Das führt dazu, dass Kooperationen häufig daran scheitern, dass die Lösungsansätze mit der Realität im Nachbarland nur wenig gemein haben. Die Wissensproduktion war daher das zentrale Anliegen, dass wir mit der Gründung von TRISAN angehen wollten und nach zwei Interreg-Projekten und der Verstetigung ist festzustellen, dass TRISAN Hervorragendes geleistet hat. Neben der Wissensproduktion und den zweisprachigen Veröffentlichungen kommt es häufig darauf an, den Partner im Nachbarland überhaupt erkennen und einordnen zu können und mit ihm in Kontakt treten zu können. Die Vernetzungsarbeit war die zweite große Säule von TRISAN und auch hier ist festzustellen, dass eine Gesundheitskooperation ohne TRISAN nicht möglich wäre.

Wenn Sie jetzt in die Zukunft blicken: wo sehen Sie die größten Herausforderungen?

Die Zusammenarbeit mit den französischen und Schweizer Kolleginnen und Kollegen hat gezeigt, welche Chancen unser gemeinsamer und vielfältiger Lebensraum bietet. Dafür möchte ich mich ganz herzlich bedanken. Für die Menschen am Oberrhein wünsche ich mir, dass es weiter gelingt, Hürden abzubauen und wir vielleicht eines Tages problemlos mit einer Versichertenkarte zu jedem Arzt oder in jedes Krankenhaus am Oberrhein gehen können.

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