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Expertenumfrage zum Thema „Gesundes Altern am Oberrhein“

Wir haben die Mitglieder der Gruppe „Gesundes Altern am Oberrhein“, Untergruppe des Expertenausschusses „Prävention und Gesundheitsförderung“ der Arbeitsgruppe „Gesundheitspolitik“ der Deutsch-französisch-schweizerischen Oberrheinkonferenz befragt:

Welche drei aktuellen Herausforderungen zum Thema „Gesundes Altern am Oberrhein“ sehen Sie sowohl in Ihrem Gebiet als auch grenzüberschreitend in den nächsten fünf Jahren?

 

Irène Renz - Leiterin Abteilung Gesundheitsförderung, Stv. Leiterin Amt für Gesundheit, Kanton Basel-Landschaft und Vorsitzende des Expertenausschusses „Prävention und Gesundheitsförderung“:

  1. „Dass das starke Bedürfnis der älteren Menschen in allen drei Ländern, so lange wie möglich selbstbestimmt leben zu können, von der Gesellschaft und der Politik ernst genommen wird und entsprechende unterstützende Maßnahmen in einer Weise gefördert werden, dass sie allen zu Gute kommen und auch für alle bezahlbar sind: ich denke da an altersgerechtes Wohnen, wohnortsnahe Infrastruktur für das tägliche Leben und gesundheitliche Versorgung, aufsuchende Hilfen, Unterstützung der Nachbarschaftshilfe und der Freiwilligenarbeit.“
  2. „Dass die Erkenntnis wachsen kann, dass bereits in früheren Lebensphasen des Menschen in die Gesundheitsförderung investiert werden muss, damit die Menschen gesünder ins Alter eintreten können und auf diese Weise mehr Lebensqualität im Alter genießen können.“
  3. „Dass es gelingt, das Potenzial für grenzüberschreitendes Lernen im Bereich der Gesundheitsförderung für ältere Menschen noch besser auszuschöpfen, z.B. durch Stages, Austauschtreffen, Weiterbildungen zwischen den drei Ländern und dass die drei Länder dies auch entsprechend unterstützen.“

 

Dr. Peter Friebel - Amtsleiter Gesundheitsamt, Landratsamt Karlsruhe & Christina Schedel - Geschäftsstelle Kommunale Gesundheitskonferenz für den Landkreis Karlsruhe:

  1. „Annäherung an die Thematik:
    Neben der - unumstritten - notwendigen präventiven Blickrichtung wenn es um das ,Gesunde Altern‘ geht, gilt es parallel auch den Wirkungsbereich der Gesundheitsförderung substanziell zu stärken. Die Herausforderung in den nächsten Jahren besteht nach wie vor darin, die Erkenntnisse darüber, was (im Verlauf des Lebens) gesund erhält und welche Umstrukturierungen dies in der Folge vor Ort in den Lebensräumen der Menschen bedeutet, auf die politische Ebene zu bringen und dort nachhaltig zu behandeln.“
  2. „Heterogenität der Zielgruppe:
    Wer fühlt sich ab wann beim Thema Altern angesprochen und weshalb? Durch die zunehmende Vielfalt in der älter werdenden Gesellschaft stehen die Initiatoren für gesundheitsförderliche Maßnahmen mehr denn je vor der Herausforderung, zum Thema ,Gesundes Altern‘ zielgruppengerechte Ansätze/Maßnahmen (d.h. ausdifferenziert, partizipativ, bedarfsgerecht, kultursensibel etc.) erfolgreich zu etablieren.“
  3. „,Grenzüberschreitend voneinander lernen‘ nicht nur als Worthülse:
    In den Grenzregionen braucht es zur Umsetzung gesundheitsförderlicher Maßnahmen für ein gesundes Altern großes Engagement unter den Akteuren. Auf Arbeitsebene müssen vermehrt ältere Menschen (Stärkung niedrigschwelliger Beteiligungsmöglichkeiten), Fachkräfte mit Kenntnissen zur grenzüberschreitenden Zusammenarbeit sowie Entscheidungsträger, die mit der Politikkultur im Nachbarland vertraut sind, eingebunden sein.“


Ellen Hipp - Stabsstellenleitung Kommunale Gesundheitskonferenz, Fachbereich Gesundheit, Landratsamt Lörrach:

  1. „Die Berücksichtigung der Bedürfnisse der älteren Bevölkerung auf der politischen Ebene (beispielsweise bei städtebaulichen Veränderungen), aber auch Bereitstellung von Einrichtungen und Diensten sowie personeller Ressourcen in Hauswirtschaft und Pflege angesichts der Herausforderungen des demographischen Wandels.“
  2. „Die Verfügbarkeit von niedrigschwelligen, bedarfsgerechten, wohnortnahen und zielgruppengerechten gesundheitsförderlichen / präventiven Maßnahmen, wie beispielsweise Bewegungs- / Beratungsangeboten, die ein möglichst langes selbständiges Leben im Alter ermöglichen sollen.“
  3. „Die Stärkung der sozialen Teilhabe älterer Menschen (beispielsweise durch die Förderung von freiwilligem Engagement für und durch Ältere) - einschließlich der Schaffung von Beteiligungsmöglichkeiten (z.B. durch die Unterstützung von Ortsseniorenräten).“

 

Catherine Breysach - Verantwortliche auf Département-Ebene der Ehrenamtlichen des Haut-Rhin – Réseau APA:

  1. „Den Politikern sich ihrer Verantwortung bezüglich der Gesundheit der Bürger bewusstmachen und sie über mögliche Maßnahmen für ein Gesundes Altern informieren“
  2. „Präventionsmaßnahmen verpflichtend machen, um zu vermeiden, dass sich nur Personen, die schon einen Informationsüberfluss haben, an diesen Maßnahmen beteiligen“
  3. „Gemeinsame Fortbildungen für Ehrenamtliche, die sich für Senioren engagieren, in allen drei Ländern anbieten“

 

Erika C. - Grenzüberschreitende Zusammenarbeit im Gesundheitsbereich (F):

  1. „Bewusstsein erregen, dass für ein Gesundes Altern sowohl der körperliche als auch der psychische Zustand vorbereitet und jeden Tag gepflegt werden müssen und dies ab den ersten Jahren.“
  2. „Wieder erlernen, einfach und gesund zu essen. Seinen Garten bewirtschaften.“
  3. „Sich die Hand geben, um gemeinsam die Brücken zu überqueren, mit Vertrauen.“

 

Christian FISCHER - Abteilungsleiter Pflege, Conseil Départemental du Haut-Rhin und Carole MOCHEL-WIRTH - Referatsleiterin Prävention, Innovation, Studien, Abteilung Pflege, Conseil Départemental du Haut-Rhin:

  1. „Eine Präventionskultur verbreiten: das Gebiet mit Maßnahmen ausstatten und diese klarer und zugänglicher machen“
  2. „Anpassung der Wohnräume und Diversifizierung der Dienstleistungsangebote (die verschiedenen Möglichkeiten und die damit verbundenen Angebote)
  3. „Sich der Herausforderung stellen, den steigenden Bedürfnissen an Unterstützung und Begleitung zu entgegnen - unter der Annahme mehr öffentliche Gelder zur Verfügung zu haben und die Pflegeberufe attraktiver zu gestalten“

 

Véronique Koehren - Referentin für Silver Développement, Conseil Départemental du Bas-Rhin:

  1. „Das Fortschreiten des Alterns in allen Bereichen der Öffentlichen Politik aufnehmen unter Berücksichtigung beider Aspekte: dem des gesunden Alterns und dem des Schutzes der Bedürftigsten.“
  2. „Das Fortschreiten des Alterns als innovativen territorialen Ansatz betrachten: Möglichkeit für die territoriale Entwicklung (Anpassung der Umwelt, kultureller Aufschwung…), die soziale Entwicklung (Dienstleistungsangebote, Einbindung von Partnern…) und die wirtschaftliche Entwicklung auf Grund neuer Bedürfnisse (insbesondere im Bereich der neuen Technologien).“  
  3. „Partnerschaften und den Erfahrungsaustausch auf grenzüberschreitender Ebene sowie gemeinsame Strukturen entwickeln.“

 

Cindy Léobold - Abteilungsleiterin Raumordnung – IREPS Grand Est:

  1. „Die öffentliche Politik untereinander abstimmen (zwischen den Ministerien und den Ländern) zur Förderung des Gesunden Alterns in einem Gebiet“
  2. „Bildung ,innovativer‘ Aufenthaltsorte (sich auf das schon Vorhandene stützen), die generationsübergreifend sind und gegenseitige Unterstützung sowie einen möglichst langen Verbleib der Senioren in den eigenen vier Wänden fördern“
  3. „Förderung von Austauschplattformen zur Stimulierung des Engagements von Senioren und ihrer Gleichen zu Gunsten ihrer Gesundheit in einem bestimmten Gebiet“

 

Nicole Léopold - Referentin für Strategie, Netzwerke mit Partnern und grenzüberschreitende Projekte, CPAM du Bas-Rhin:

  1. „Die älteren Personen sind Verbraucher, die neuen Technologien werden ihren Bedarfen angepasst und sind somit zugänglicher. Eine der ersten Herausforderungen ist daher die Finanzierung des Zugangs älterer Personen zu neuen Technologien, die ihnen das Leben erleichtern können.“
  2. „Seine Gesundheit durch Prävention pflegen auf Grundlage einer ausgewogenen Ernährung, gesunder Lebensgewohnheiten und stetiger kognitiver und geistiger Beschäftigung. Dieser Bereich kann Aufgabe der Gebietskörperschaften sein, aber auch grenzüberschreitend behandelt werden im Rahmen der Mobilität, der Kreativität, des Sports, von Austauschen, von Läufen usw.“
  3. „In den eigenen vier Wänden zu altern durch die Anpassung der Wohnräume und der Dienstleistungsangebote im Wohnviertel sowie durch Mehrgenerationenhäuser und Solidarität zur Vermeidung der Vereinsamung. Dieser Herausforderung kann sich jeder Einzelne oder die Gemeinschaft stellen. Dies könnte neue Lebensentwürfe hervorbringen. Vorausschauend handeln, um Eigenständigkeit zu bewahren, ist eine Herausforderung einer jeden Gesellschaft, sei sie französisch, deutsch oder schweizerisch.“
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